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Inbetriebnahme der Steuerung: Von Kompilieren bis Debuggen

WARNUNG
Unbeabsichtigter Betriebszustand des Geräts
  • Stellen Sie vor dem Starten oder Debuggen der Applikation sicher, dass geeignete organisatorische Maßnahmen (gemäß zutreffender Sektornormen) getroffen wurden, um Gefährdungen im Falle einer ungewollten oder falschen Funktion der Anwendungslogik zu vermeiden.
  • Betreten Sie den Betriebsbereich nicht, während die Maschine in Betrieb ist.
  • Stellen Sie sicher, dass keine anderen Personen den Betriebsbereich betreten können, während die Maschine in Betrieb ist.
  • Beachten Sie die vorgegebenen Richtlinien in relevanten Sektornormen, wenn die Maschine in einer anderen Betriebsart als "in Betrieb" läuft.
  • Verwenden Sie geeignete Sicherheitsverriegelungen, wenn eine Gefahr für Personen und/oder Ausrüstung besteht.

Hinweis
Die sicherheitsbezogene SPS, wie auch die (nicht-sicherheitsbezogene) Standard-Steuerung haben jeweils ihr eigenes Cockpit. Zu beiden kann unabhängig voneinander eine Verbindung hergestellt und die Inbetriebnahme durchgeführt werden. Deshalb enthalten beide ANLAGE-Knoten unterschiedliche Kontextmenübefehle, um das Standardprojekt und die sicherheitsbezogene Applikation unabhängig voneinander zu schreiben und zu starten. So können Sie bspw. die Standardapplikation schreiben und starten und die sicherheitsbezogene Applikation simulieren. Siehe hierzu das Thema "Sicherheitsbezogene Applikation aus dem Sicherheitscockpit steuern".
 
Sicherheitsbezogener Download kombiniert mit Standard-Download:
Die sicherheitsbezogene Applikation kann auch zusammen mit der Standardapplikation geschrieben und gestartet werden. Dazu stehen die Befehle 'Projekt schreiben und starten (inkl. Safety)' (mit und ohne Projektquellen) zur Verfügung. In der folgenden Vorgehensweise wird auch dieser Fall berücksichtigt.

  1. Verifizieren Sie Folgendes:

    • Die Steuerung und alle konfigurierten Geräte sind im Netzwerk verfügbar.
    • Die in der ANLAGE modellierte Anwendungsstruktur stellt das physikalische Netzwerk dar.
    • Die IP-Adresseinstellungen in den 'Einstellungen' aller beteiligten Geräte sind korrekt (Editor jeweils auf dem Knoten der Steuerung und der PROFINET-Geräte). Passen Sie die IP-Einstellungen bei Bedarf an, wie im Thema "Gerätekonfiguration/-parametrierung" beschrieben.
    • Die Fehlerliste (im Fenster MELDUNGEN) enthält keine Einträge.
    • Der Programmiermodus ist aktiv und der Debug-Modus inaktiv, d.h. das Steuerungssymbol in der ANLAGE zeigt den Status der Steuerung nicht an und der Steuerungsname ist nicht fett. Grund: Das Projekt kann nicht auf die Steuerung geschrieben werden, während im Debug-Modus Online- und Debugdaten ausgetauscht werden.

      Falls aktiviert, schalten Sie den Debug-Modus aus, indem Sie im Kontextmenü der Steuerung (in der ANLAGE oder im ONLINE-STATUS-Fenster) den Menüpunkt 'Debuggen Ein/Aus' aufrufen oder in der Symbolleiste des Cockpits das entsprechende Symbol anklicken:

    Hinweis
    Schlechte Internetverbindung? Performance-Probleme aufgrund einer VPN-Verbindung? Sie können die Einstellungen für die TCP-Kommunikation anpassen, indem Sie den Wert für den Handshake-Timeout und das Abfrage-Intervall erhöhen. Lesen Sie hierzu das Thema "TCP-Kommunikationseinstellungen".

  2. Stellen Sie die Steuerung (nicht die Steuerungssimulation) als Zielsystem ein.
    1. Doppelklicken Sie in der ANLAGE auf den Knoten der Steuerung, um deren Eigenschaften im Editorenbereich zu öffnen.
    2. Öffnen Sie im Editorenbereich den 'Cockpit'-Editor.
    3. Im 'Cockpit'-Editor muss in der Auswahlliste 'TCP/IP' eingestellt sein.
      Falls die Steuerung mehrere Anschlüsse hat, wählen Sie den Anschluss, an dem das LAN-Kabel eingesteckt ist.

      Hinweis
      Falls Sie ein redundantes Steuerungssystem haben, beispielsweise mit zwei RFC 4072R, bietet die Liste alle TCP/IP-LAN-Schnittstellen der Controller zur Auswahl an. Dadurch haben Sie Zugriff auf beide Controller des redundanten Systems und können zum Beispiel zu Diagnosezwecken Statusinformationen des redundanten Controller abrufen.
       
      Detaillierte Informationen hierzu finden Sie im Thema "Redundantes Steuerungssystem konfigurieren".

      Andernfalls beziehen sich alle Befehle, die Sie während der Inbetriebnahme ausführen, auf die Steuerungssimulation (falls für den verwendeten Steuerungstyp verfügbar).

    Hinweis
    Ad-hoc-IP-Adresse statt projektdefinierter Adresse
    Statt der in den Steuerungseinstellungen im Projekt definierten IP-Adresse können Sie auch eine Steuerung mit einer anderen Adresse verbinden (sofern im Netzwerk erreichbar). Auf diese Weise können nacheinander Kommunikationsverbindungen zu mehreren PLCnext-Geräten aufgebaut werden (z.B. in Router-Szenarien), ohne die IP-Adresse im Projekt zu ändern und das Projekt neu zu erzeugen. Das Kapitel "Ad-hoc-IP-Adresse statt projektdefinierter Adresse" beschreibt, wie Sie dazu vorgehen müssen.

  3. Erzeugen Sie das Projekt-Image, senden Sie es an die Steuerung und starten Sie die Programmausführung.
    Das Projekt-Image enthält die Anwendungslogik als maschinenlesbaren Code sowie alle relevanten Konfigurations- und Parametrierungsdaten des Projekts.

    Falls im Projekt eine HMI-Applikation entwickelt wurde, werden die HMI-Daten ebenfalls auf die Steuerung geschrieben.

    Hinweis
    Beachten Sie den Sicherheitshinweis zu Beginn dieses Themas, wenn Sie das Projekt auf die Steuerung schreiben und die Anwendung starten.

    Hinweis
    Code-Arbeitsblätter einer POE lassen sich vom Kompilieren ausschließen. Arbeitsblätter für die dieses Attribut gesetzt ist, werden beim Build-Prozess vom Compiler ignoriert. Details erfahren Sie im Thema "Code-Arbeitsblätter vom Build ausschließen".

    Das Erzeugen des Image, das Schreiben auf die Steuerung und der Start der Ausführung ist mit nur einem Befehl möglich:

    Rechtsklicken Sie in der ANLAGE auf den Steuerungsknoten und wählen Sie aus dem Kontextmenü den gewünschten 'Projekt schreiben und starten'-Befehl oder drücken Sie <F5>.

    Sicherheitsbezogener und Standard-Download können auch kombiniert werden. (Siehe hierzu auch den unten stehenden Abschnitt "Weitere 'Schreiben und Starten ...'-Befehle".)

    Beispiel

    Alternativ wählen Sie den Befehl im Kontextmenü der Steuerung im ONLINE-STATUS-Fenster oder klicken Sie in der Cockpit-Symbolleiste auf das folgende Symbol:

    Weitere Informationen dazu finden Sie im Thema "Anwendung steuern / Symbolleiste im Cockpit".

    Menüpunkt/Symbol nicht aktiv?

    'Schreiben und Starten' wurde aufgrund von Compiler-Fehlern abgebrochen?

    Weitere 'Schreiben und Starten'-Befehle...

    Noch nicht bei der Steuerung angemeldet?

    Auf der Steuerung wird das Projekt automatisch als Bootprojekt im Flash-Speicher gespeichert. Folglich führt die Steuerung dieses Projekt automatisch nach jedem Start aus.

    PLCnext Engineer hängt sich automatisch an den Prozess an und schaltet in den Debug-Modus, sobald die Projektausführung nach dem Befehl 'Schreiben und Starten' gestartet wurde.

  4. Führen Sie nach dem erfolgreichen Start der Steuerung einen Funktionstest durch. PLCnext Engineer unterstützt Sie dabei mit folgenden Werkzeugen:

    • Im Debug-Modus werden zyklisch Online-Werte aus der Steuerung ausgelesen und in den Editoren angezeigt.
    • Debug-Befehle, wie Forcen/Überschreiben von Variablen und Breakpoints.
      Nachdem Sie im Cockpit eine erweiterte Debug-Option aktiviert haben, ist auch das Debuggen von Funktionen, Methoden, Inline-Transitionen und Aktionen möglich. Allerdings erhöht diese Option sowohl die Ausführungszeit, als auch den Speicherbedarf auf der Steuerung.
    • Für AS-Arbeitsblätter stehen zusätzliche AS-spezifische Debug-Befehle zur Verfügung.
    • Im WATCH-Fenster lassen sich Variablen aus verschiedenen Arbeitsblättern sammeln, deren Online-Werte anzeigen und Debug-Befehle ausführen.
    • In der LOGIKANALYSE lassen sich Variablenwerte, die von der laufenden Steuerung gelesen werden, aufzeichnen und als grafische Verläufe darstellen.

    Hinweis
    Der Test der Applikation im Debug-Modus mit Hilfe der Debug-Befehle, dem WATCH-FENSTER und der LOGIKANALYSE darf den echten Funktionstest mit den I/O-Geräten/Sensoren/Aktoren keinesfalls ersetzen. Der Test im Debug-Modus kann zusätzlich zum normalen Funktionstest durchgeführt werden, beispielsweise als Vorabtest.

    Wenn Sie während des Funktionstests ein falsches Verhalten oder Fehler in der Anwendungslogik feststellen, müssen Sie sicherstellen, dass dadurch keine Gefährdung entsteht. Beachten Sie den Sicherheitshinweis zu Beginn dieses Themas. Beseitigen Sie anschließend den Fehler in der Anwendungslogik durch erneutes Editieren des Projekts. Nach erfolgreichem Kompilieren starten Sie die Inbetriebnahme erneut.

    Sicherheitsbezogener Download kombiniert mit Standard-Download:
    Wenn Sie das sicherheitsbezogene Projekt-Image mit einem der Befehle 'Schreiben und starten (inkl. Safety)' (mit und ohne Projektquellen) auf die Steuerung schreiben möchten, müssen Sie zusätzlich einen sicherheitsbezogenen Funktionstest durchführen. Für die sicherheitsbezogene Applikation stehen Ihnen hierzu mit einigen wenigen Ausnahmen dieselben Debugging- und Monitoring-Werkzeuge zur Verfügung wie für die Standardapplikation. Weitere Informationen hierzu finden Sie im Kapitel "Sicherheitsbezogene SPS-Inbetriebnahme:". Von Kompilieren bis Debuggen".

Hinweis
Nach dem Ändern sicherheitsbezogener Parameter: Nachdem Sie sicherheitsbezogene Parameter (wie z.B. F-Parameter oder kanalbezogene Parameter) verändert haben, müssen Sie zusätzlich das sicherheitsbezogene Projekt auf die sicherheitsbezogene SPS schreiben. Wird nur die Standard-Steuerung aktualisiert, kann das Profinet nicht in Betrieb gehen. Lesen Sie hierzu im Thema "Sicherheitsbezogene Parameter-Editor" den Abschnitt "Nach dem Ändern von sicherheitsbezogenen Parametern".
Verwenden Sie in diesem Fall den Befehl 'Schreiben und starten (inkl. Safety)' (mit und ohne Projektquellen), um die Standardapplikation und die sicherheitsbezogene Applikation gemeinsam zu schreiben und zu starten.

Steuerungssimulation: Optionale Ergänzung zum Funktionstest

PLCnext Engineer bietet zusätzlich eine Funktion zur Simulation der Anwendung, mit der Sie das Verhalten der Anwendungslogik (inklusive HMI und Code aus PLCnext Engineer-Bibliotheken) ganz ohne echte Hardware testen können. Der Simulationsmodus bietet ebenfalls die Möglichkeit, Variablen zu forcen und Breakpoints zu setzen.